Schlaflabor #2: snoring peacocks in humming hammocks

4. – 9.7.2020

Foto: Johanna Nielson

4. – 9.7.2020

Kottes, Waldviertel
Transdisziplinäres Labor

Von und mit: Marta Forsberg (SE), Anne Glassner (AT), Anita Kaya (AT), Johanna Nielson (AT) und Agnes Schneidewind (AT)

siehe auch Schlaflabor#1: HYPN- 21:35 – 04:41

Im Schlaf entzieht sich der Körper gesellschaftlichen Normen und Pflichten, wandelt sich in einen unproduktiven, verletzlichen, irrationalen. Meist zurückgezogen in die Vertrautheit der Privatsphäre und Sicherheit des Zuhauses, schwinden Identität und Ego in Traumzustände jenseits zeitlicher Wahrnehmung und Vernunft. Der schlafende Körper ist präsent und abwesend, individuell und kollektiv, wild und sanft. Der Schlaf ist ein stiller Widerstand gegen Überproduktivitat und Effizienz.
Im Schlaflabor #2: snoring peacocks in humming hammocks erforschen fünf Künstlerinnen mit unterschiedlichen Medien fünf Tage lang das Thema Schlaf und Träume in einer spezifisch ländlichen Umgebung im südlichen Waldviertel. In diesem Labor geht es um das Wiederverbinden mit der Erde mittels künstlerischer Praktiken, die Arbeit mit ortsspezifischen Materialien und das Erforschen des Performativen als Traumzustand, wodurch ein spielerisches und frohes Zusammentreffen mit Umgebung, Pflanzen, Tieren und Elementen entsteht. In zeitlich und räumlich definierten Rahmen an verschiedenen Orten (Wald, Obstgarten, Hinterhof) begeben sich die Künstlerinnen in kollektive Wachträume, in denen sie sich dem Reichtum und der Logik einer sensuellen, rezeptiven und aktiven Passivität hingeben. So verschmelzen ihre Körper mit dem Material und verwandeln sich in eine schlaftrunkene Kreatur.

sunday collective dream, 5.7.2020

disappearing into the never ending
waking up with dark
eyes closed
wondering from shadow to
nothing carried by
human voicing chicken born
by the web of hammock
and the imagination
of a tree
strongly absent and inviting
my head to horizontality
wind push
me through
the lonely sounds
of grass not
wet anymore the
branches caressed
reward me
with the sweetest fruit
that I will
fall resisting
the desire to see and
falling further
into the concert
for the skin

monday collective dream, 6.7.2020

resonating the
strange design of a forest
where the dreamer brings
mushrooms to inspire symbiosis
and the tree invites for sitting
and all vanish into loneliness
looking into the eyes of a fly
again in the costume
of a bee
playing getting lost
re-enacting the other
night with two full moons
and a hat painting
with the woods to
understand the impression
of the earthy what erases
green and brown
and breaks the pen
who desires to murder
for more colours
in a microcosm
underneath the surface
where I find
the moist that allows
depth on white emptiness

trees becoming

trees becoming
penguins receiving
a gift made of chestnuts
and the song
caressing dead
leaves with green
and the song
carried in a tube
to all left ears
and the song
swinging from the square
of resting cocoons
inspiring the cat to climb
the cherry tree realising
the danger of jumping

group nap

restless corner
of sounds
around and from
australia
next to the island
we build where
chicken swim around
wondering about
this group of sleepers
not sleeping but
dreaming slowly
and shy and impatient
and generously shifting
moving and thinking as the
head of a chicken
jumps in space
for a hazy staccato
overview and coming
back to the garden over
and over
where they are not allowed
clearing the space
from the wild appropriation
of what was
cultivated and sisyphus
enjoying this habit
not knowing
anymore when I fell
asleep and if
I already woke up and
which layer
of surface and
which wave
will carry us



Fotos von Marta Forsberg, Anne Glassner, Anita Kaya, Johanna Nielson und Agnes Schneidewind

Agnes Schneidewind (AT) arbeitet ausgehend von somatischen Bewegungs- und Traumpraktiken mit Tanz, Text und visuellen Medien. Sie erforscht das Zeichnen und Schreiben als performative Werkzeuge, mit besonderem Interesse an (kollektiven) Arbeitsprozessen. Sie hat einen BA in Philosophie und Sozialwissenschaften, Universität Wien, absolvierte Weiterbildungen in Tanz, somatischer Körperarbeit und Choreografie und schloss 2017 den Post-Master bei a.pass (advanced performance and scenography studies, Brüssel) ab. 2019 beendete sie eine zweijährige Ausbildung in craniosacraler Biodynamik in Brüssel, und praktiziert seit 2017 Traumarbeit nach der ©Saphire Technique mit Mala Kline, und Catherine Shainberg an der School of Images. Mit Tänzerin und Choreografin Johanna Nielson verbindet sie eine langjährige Zusammenarbeit unter dem Titel AH I SEE. In verschiedenen Kapiteln erkunden sie innere und äußere Landschaften des Körpers. Sie hat außerdem Performances und Installationen mit Mieke Weckesser (BE), Sven Torfs (BE), Zoumana Meité (FR), Isabel Burr-Raty (BE), Eve Bonneau (BE) in Belgien (u.a. Kaaitheater, Recyclart, Beursschouwbourg, ZSenne, Charleroi Danses, Het Bos, Arenberg), Niederlande (Mediamatic Amsterdam, M4, Parade), Deutschland (Südufer Freiburg, ZKM Karlsruhe) und Österreich (IDOCDE, Setzkasten, GrillX, Im_flieger, brut) realisiert. Seit 2019 arbeitet sie an künstlerischen Projekten und in der Organisation der KünstlerInnen-Initiative Im_flieger (https://www.imflieger.net/) in Wien mit. www.asjnijdewindt.wordpress.com

Anita Kaya (AT) ist Choreografin, Performerin und Netzwerkerin, lebt in Wien. Mit OYA-Produktion (1988-2005) kreierte sie Tanzproduktionen, Installationen, (ortsspezifische) Performances und Tanzvideos. 2000 initiierte sie Im_flieger KünstlerInnen_Initiative und gestaltet seither Freiräume und Strukturen von künstlerischer Zusammenarbeit. Sie beschäftigt sich u.a. mit dem Körper als Speicher des individuellen und kollektiven Gedächtnisses. www.imflieger.net

Anne Glassner (AT) ist eine in Wien ansässige Visual- und Performancekünstlerin und arbeitet vor allem mit Interventionen im öffentlichen Raum, Performance, Installation, Video und Zeichnung. Inspiriert durch Alltagssituationen ist ihre Arbeit oft prozessbasiert. Viele Arbeiten befassen sich mit Schlaf und Bewusstsein, privat und öffentlich, Fake und Realität und Grenzen von legal und illegal. Seit einigen Jahren erforscht sie das Thema Schlaf und Traum. Anne Glassner studierte Kunstgeschichte an der Universität Wien, Kunst und Kommunikation an der Akademie der bildenden Künste Wien (Abschluss 2008) und Bildende Kunst (Malerei) an der Universität für angewandte Kunst in Wien, wo sie 2016 ihren Abschluss machte. Zahlreiche Ausstellungen, Performances und Workshops in Österreich, Deutschland, Tschechien, Italien, der Türkei, Lettland, den USA und Südkorea. www.anneglassner.at

Johanna Nielson (AT) Performer and choreographer, lives and works in Vienna. Her practice involves dance, real time creation and sound with a focus on phenomena of the sensual and the sensable. Johanna creates fluid performative formats and spaces, in which different disciplines encounter and audience-performer relationships are challenged. In collaboration with Agnes Schneidewind she is working on a series of performative experiments dealing with mechanisms of translation (Rumpuls, performance series AH I SEE). On the interaction of (experimental) music and dance she investigates with the artists* Marina Poleukhina, Magdalena Chowaniec, Stefan Voglsinger, Jakob Schauer, Patric Redl or the Phoenix Baroque Austria Ensemble. Among others she performed with Inge Kaindlsdorfer/lux flux, Theresa Luise Gindlstrasser, Claire Lefèvre, Florentina Holzinger, Evandro Pedroni, Arne Mannott, Alexander Chernyshkov/Error Theater and Oleg Soulimenko. She received the DanceWEB Stipendium for ImpulsTanz 2017. She is a member of Im_flieger – KünstlerInnen Initiative and works for Wiener Frauenhäuser. www.johannanielson.com

Marta Forsberg (SE) ist eine schwedische Komponistin, Klangkünstlerin und Violinistin, die auf dem Gebiet der Installationskunst, Drohnenmusik und freien Improvisation tätig ist. In ihrer Arbeit widmet sie sich der Schaffung einer immersiven Umgebung und erweitert die sensorische Welt durch Multichannel-Erweiterung und durch Lichtskulpturen – eine akustische Visualisierung. 2012 gründete Marta zusammen mit dem Komponisten Lo Kristenson Organisation „Konstmusiksystrar“, die sich für Gleichberechtigung in der zeitgenössischen Musikszene in Schweden einsetzt. Im Jahr 2016 schloss sie ihren Bachelor in Electroacoustic Music am Royal College of Music in Stockholm ab. www.martaforsberg.com, www.konstmusiksystrar.se