until the morning // Im_flieger Schlaflabor 2025

Sa 25.10.2025 // 14.00–18.00

Collage: Tina Bauer

Sa 25.10.2025 // 14.00–18.00

Bräuhausgasse 40, 1050 Wien // Open Lab // pay as you wish // afternoon brunch

Von und mit: Anne Glassner (AT, bildende Künstlerin/Performerin), Anita Kaya (AT, Choreografin/Performerin), Agnes Schneidewind (AT, Poetin/Performerin)

Soundmaterial: Marta Forsberg (SE/DE, Musikerin/Lichtkünstlerin)

Gastkünstlerinnen/-theoretikerinnen: Marietta Kesting (DE/AT, Medien-, Kunst- und Kulturwissenschaftlerin), Doroteya Petrova (BG/AT, bildende Künstlerin), Lisa Spalt (AT, Autorin)

Das Im_flieger Schlaflabor ist ein künstlerisches Langzeitforschungsprojekt, in dem sich Künstlerinnen unterschiedlicher Disziplinen mit Phänomenen des Schlafens und Träumens auseinandersetzen und die Besonderheiten und Inspirationen bestimmter Orte in ihrer Arbeit erkunden. Marta Forsberg, Anne Glassner, Anita Kaya und Agnes Schneidewind erforschen durch unterschiedliche Perspektiven den Schlaf als Moment, in dem wir ferne und jüngste Vergangenheit, (un)bekannte Welten, Erinnerungen, Träume und Wünsche (wieder)erleben und – vor allem – ruhen. Im sechsten und letzten Schlaflabor aktivieren sie Materialien, Praktiken sowie unterschiedliche Perspektiven aus ihrer Zusammenarbeit (wieder) und tauchen in das performative Laboratorium als Traumzustand selbst ein. In ihren jährlichen Treffen schlafwandelten die Künstlerinnen mit Pferden, in Ljubljana und alten Bauernhöfen, Familienorten und Heilstätten, schliefen kollektiv und mit Steinen ein, begegneten einander und anderen Wesen, erzählten von ihren (Alb-)Träumen und Wiederholungen von Wiederholungen. Neue und wiederkehrende Gäste begleiten das Labor: Doroteya Petrova bestickt seit drei Jahren die Bettdecke von Annes Großmutter, Marietta Kesting kontextualisiert die Arbeit in Traum- und Schlafzuständen und die unterschiedlichen Versuche, diese zu speichern und zu kollektivieren, Lisa Spalt liest die Fortsetzung eines fremden Traums.

Im Schlaf entzieht sich der Körper gesellschaftlicher Normen und Pflichten und verwandelt sich in einen unproduktiven, verletzlichen, irrationalen Körper. Der schlafende Körper ist anwesend und abwesend zugleich, er ist individuell und kollektiv, wild und sanft. Schlaf ist stiller Widerstand gegen Überproduktivität und Effizienz und als solcher zu verteidigen gegen die zunehmende Optimierung im Sinne neoliberaler Doktrinen.

Diese Zusammenarbeit wird im Rahmen des Formats Im_flieger In_FORSCHUNG realisiert, das sich auf performative Perspektiven in der künstlerischen Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Disziplinen konzentriert und den Austausch zwischen Künstler:innen und Theoretiker:innen fördert.

Agnes Schneidewind (AT) (*1986, she/her) ist Künstlerin, Performerin und Researcherin im Feld somatischer Choreografie und performativer Poesie. Ausgehend von Traumpraktiken arbeitet sie mit Tanz, Text und Zeichnung in ortsspezifischen und prozessorientierten Kontexten. Sie ko-kreiert experimentelle Formate und Performances – etwa „through which they have wandered“ (2022, mit Johanna Nielson und Zoumana Méïtè) und „eleven. each print in the mud fills with honey“ (2021, mit Johanna Nielson und Marina Poleukhina), beide koproduziert von brut Wien. Sie hat Philosophie studiert und Weiterbildungen in Choreographie, Tanz und Craniosacraler Körperarbeit. 2017 absolvierte Schneidewind das postgraduale Artistic-Research-Programm a.pass (advanced performance and scenography studies) in Brüssel. Ihre Arbeiten wurden durch Aufenthalts- und Produktionsförderungen u. a. vom österreichischen Bundesministerium für Kunst und Kultur sowie der Kulturabteilung der Stadt Wien unterstützt. Sie arbeitet regelmäßig in dialogischen Konstellationen mit Künstler:innen wie Sabina Holzer, Iris Dittler, Jack Hauser, Robert Steijn, Elina Lautamäki, Marta Forsberg und dem considering Netzwerk. Seit einigen Jahren beschäftigt sie sich mit körperlichen Erfahrungen von Dunkelheit und Verflechtungen von inneren und äußeren Landschaften. Aus einer dreiwöchigen arktischen Nacht in Longyearbyen entwickelte sie das Stück „I want to be delicious for the bear“ (2024). Aktuell ist sie Artist in Residence an der Kuffner Sternwarte in Wien. https://sjnijdewindt.works

Anita Kaya (AT) geboren 1961, ist freischaffende Choreografin, Performerin und Kuratorin und lebt in Wien.  Unter dem Label OYA-Produktion (1988-2005) schuf sie Tanzproduktionen, ortsspezifische Performances, performative Installationen und Tanzvideos, die international präsentiert wurden. Im Jahr 2000 initiierte sie die Künstler:innen für Künstler:innen Initiative Im_flieger – Forschungslabor für Tanz, Performance und transmediale Kunst. (Konzeptförderung der Stadt Wien 2022-25). In künstlerischer Leitung und in Zusammenarbeit mit zahlreichen Künstler:innen und Theoretiker:innen entwickelt sie neue Konzepte und Strukturen künstlerischer Kooperationen und Mentoring-Programme: z.B. das europäische Residenzprogramm für junge Choreographen TERRAINS FERTILES 05 (Innovationspreis 2005 der IG-Kultur Wien).  Sie beschäftigt sich mit dem Körper als Speicher des individuellen und kollektiven Gedächtnisses, und seinem Kommunikationspotenzial mit der Umgebung, der Menschlichen und mehr als Menschlichen: z.B. Translocations / One-to-One Performance bewegte sich an der Schnittstelle von Geschichte/ Trauma, Archivierung, Installation und Performance. 2023 kooperiert sie mit Theatercombinat/ Claudia Bosse im Rahmen der Produktion Bones & Stones als Performerin/Choreografin. 2019/20 absolvierte sie den Universitätslehrgang „Kuratieren in den Szenischen Künsten“ an der Universität Salzburg und München. Sie ist Co-Herausgeberin und -Autorin der Publikation VISCERAL FICTION – Im_flieger schreibt Geschichte/n – 20 Jahre Künstler:innen für Künstler:innen. 2021, monocrom. www.imflieger.net, www.stffwchsl.net

Anne Glassner (AT) ist eine in Wien ansässige Visual- und Performancekünstlerin und arbeitet vor allem mit Interventionen im öffentlichen Raum, Performance, Installation, Video und Zeichnung. Inspiriert durch Alltagssituationen ist ihre Arbeit oft prozessbasiert. Viele Arbeiten befassen sich mit Schlaf und Bewusstsein, privat und öffentlich, Fake und Realität und Grenzen von legal und illegal. Seit einigen Jahren erforscht sie das Thema Schlaf und Traum. Anne Glassner studierte Kunstgeschichte an der Universität Wien, Kunst und Kommunikation an der Akademie der bildenden Künste Wien (Abschluss 2008) und Bildende Kunst (Malerei) an der Universität für angewandte Kunst in Wien, wo sie 2016 ihren Abschluss machte. Zahlreiche Ausstellungen, Performances und Workshops in Österreich, Deutschland, Tschechien, Italien, der Türkei, Lettland, den USA und Südkorea. www.anneglassner.at

Doroteya Petrova (BG/AT) ist bildende Künstlerin. www.doroteyapetrova.com

Lisa Spalt (AT) Arbeiten zum Handeln mit Sprache, Bildern und Objekten. Mitarbeiterin des Instituts für poetische Alltagsverbesserung (IPA) und Betreuerin der Wandlungsform „Manisoft des Psittacismus“. Gemeinschaftsarbeiten, u.a. mit dem bildenden Künstler Otto Saxinger (zuletzt „Youtopia / Plan B“, 2022, Videoinstallation; „Peubel“, Video, 2022, LENTOS/Linz) und Musikmachenden, vor allem dem Komponisten Clemens Gadenstätter (z. B. „Break Eden“, Hörstück) und der Band „Die Ex-Gewichtsheberin“/Sabine Marte und Oliver Stotz (z.B. „Auf der Welle von Frau Stöhr. Fiktives Hörspiel“, 2022). www.lisaspalt.at

Marietta Kesting (DE/AT) ist Medien-, Kunst- und Kulturwissenschaftlerin, zuständig für Forschung am Institut for Cultural Inquiry ICI Berlin und Leiterin des FWF-Projektes „Don’t Wake Up! Future Dreaming in the Arts at the Intersections of Aesthetics, Technology and Decolonization“ an der Musik- und Kunst-Privatuniversität der Stadt Wien. future-dreaming-project.cargo.site

Marta Forsberg (SE) ist eine schwedische Komponistin, Klangkünstlerin und Violinistin, die auf dem Gebiet der Installationskunst, Drohnenmusik und freien Improvisation tätig ist. In ihrer Arbeit widmet sie sich der Schaffung einer immersiven Umgebung und erweitert die sensorische Welt durch Multichannel-Erweiterung und durch Lichtskulpturen – eine akustische Visualisierung. 2012 gründete Marta zusammen mit dem Komponisten Lo Kristenson Organisation „Konstmusiksystrar“, die sich für Gleichberechtigung in der zeitgenössischen Musikszene in Schweden einsetzt. Im Jahr 2016 schloss sie ihren Bachelor in Electroacoustic Music am Royal College of Music in Stockholm ab. www.martaforsberg.com, www.konstmusiksystrar.se