EMBODIED ARCHIVES // Nina Sandino (NI/AT), Sunanda Mesquita (IN/CH/AT), Daniela Hernández (MX/AT)

Fr 23.5.2025 // 19.30

Foto: Sandino/Mesquita/Hernández

Fr 23.5.2025 // 19.30

Transdisziplinäres work-in-progress Showing // Bräuhausgasse 40, 1050 Wien // freie Spende // Drinks & Buffet

Unser Projekt erforscht Konzepte von Abstammungslinien und (Familien-)Archiven durch drei unterschiedliche, aber miteinander verbundene Ansätze. Während wir unsere individuellen Erkundungen beibehalten – eine Person als transdisziplinäre:r Künstler:in, zwei als Performer:innen – betonen wir die Zusammenarbeit. Inspiriert von dekolonialen Ästhetiken und Praktiken der Fürsorge stellen wir eurozentrische Rahmenbedingungen im künstlerischen Schaffen in Frage. Dies ermutigt uns, alternative Wege des Wissens und des Ausdrucks durch Kunst zu erforschen – Methoden, die unsere gelebten Erfahrungen und kulturellen Hintergründe würdigen.

Ein wichtiger Schwerpunkt unserer Arbeit ist das Verständnis des Körpers als Wissensspeicher. Dies steht im Einklang mit dekolonialen Methoden, die sich übermäßig intellektuellen Ansätzen widersetzen und stattdessen verkörperte Erfahrungen als valide Informationsquellen in den Vordergrund stellen. Während unserer Abschlusspräsentation werden wir unsere (Bewegungs-)Forschung auf drei verschiedene Arten teilen – durch Installationen, Performance-Elemente und gemeinsames Essen.

SONGS (Arbeitstitel) // Nina Sandino
Migration, Mutterschaft und kulinarisches Erbe

Diese interdisziplinäre Performance befasst sich mit den miteinander verwobenen Themen Migration, Mutterschaft und kulturelle Bewahrung. Inspiriert von der Widerstandsfähigkeit der Mangrovenbäume, die an der Schnittstelle von Salz- und Süßwasser gedeihen erforscht meine Arbeit, wie die Frauen in meiner mütterlichen Abstammungslinie inmitten sich verändernder Landschaften navigierten und sich verwurzelten. Durch eine Mischung aus Bewegung, Geschichtenerzählen und einer gemeinsamen Degustation des traditionellen karibischen Gerichts „rondón“ möchte dieses Projekt Räume für gemeinsame Erfahrungen und Reflexionen über die anhaltende Stärke familiärer Bindungen und die kulturellen Rituale schaffen, die die Identität über Generationen und Geografien hinweg aufrechterhalten.

Credits:
Text, Soundscape, Kostüm und Performance: Nina Sandino
Gedichte: Yolanda Elizabeth Rossman Tejada (meine Mutter) und Ava Binta Giallo
Maske: Marisel Bongola
Pflanzenarrangement auf der Maske von Meisterfloristin Antonia García Moser
Rondón-Verkostung von der kulinarischen Beraterin Tania Barberena
Besonderer Dank: Martin Wax

TRACING BE-LONGING: Reimagining Archives // Sunanda Mesquita

„Tracing Be-longing: Reimagining Archives“ untersucht, wie Archive als Formen des verkörperten Wissens innerhalb von Diasporagemeinschaften funktionieren. Das „tracing“, also das Nachspüren, bildet die Grundlage meiner visuellen und kuratorischen Praxis. Es erlaubt mir, Nähe herzustellen, Details zu erkennen, zu erfassen und neu zu rahmen, während ich Fragen der Zugehörigkeit nachgehe. Ich verwende „nachspüren“ im Sinne der Fähigkeit, sich in sich selbst oder in Verbindungen zu Orten und Menschen zu Hause zu fühlen. Es ist ein Zustand, der vorübergehend und fließend ist. Konzepte von Zeit, Raum und Bild als Dokumentationsmittel werden so in ihrer vermeintlichen Linearität entlarvt. Der Kontext, in dem die Bilder entstanden sind – die Protagonist:innen und ihre Geschichte(n) und Utopien – ist wesentlich für den Prozess des Erinnerns, Träumens, Zurückfühlens und Neuschaffens.

Während unserer RESIDENCY@Im_flieger habe ich mich mit BIPoC Künstler:innen, Forscher:innen und Performer:innen zusammengetan, um die Archivierung als Form des verkörperten Wissens weiter zu erforschen. Die Installation „Tracing Be-longing: Reimagining Archives“ präsentiert Ausschnitte aus diesen Interaktionen und meinen Untersuchungen zu persönlichen Archiven mit Fragen der Identität, der Zugehörigkeit und meines Engagements zur Förderung nachhaltiger Verbindungen zu Menschen, Land und Diskursen, die auf Praktiken der Fürsorge beruhen.
Im Zentrum dieser Untersuchung steht das Engagement für transdisziplinäre künstlerische Praktiken, die sowohl als methodischer Ansatz als auch als Untersuchungsmethode dienen. Ich verwende ein breites Spektrum analoger und digitaler Medien, darunter Video, Fotografie, Zeichnung, Tonaufnahmen, Animationen und Collagen, und tauche in persönliche Archive und mündliche Überlieferungen ein, um prozessorientierte Archivierungsstrategien zu erforschen.

Credits:
Transmediale Installation und Copyrights: Sunanda Mesquita

„LO QUE SE QUEDA“ // Daniela Hernández
Identität, Migration und mütterliche Abstammung

„Lo que se queda“ ist ein multidisziplinärer Prozess, der persönliche Archive, verkörperte Erinnerung und Geschichtenerzählen miteinander verwebt, um Themen wie Identität, Migration und mütterliche Abstammung zu erforschen. Verwurzelt im Grenzbereich zwischen Zugehörigkeit und Werden, reflektiert diese Performance-Recherche die Erinnerung nicht nur als etwas Vergangenes, sondern als eine lebendige, sich verändernde Präsenz, die weiterhin Identitäten, Beziehungen und Lebensweisen formt.
Ausgehend von der fragmentarischen Natur vererbter Geschichten – was in uns bleibt, in unseren Körpern, in den Räumen, die wir zurücklassen, oder in dem, was trotz Abwesenheit fortbesteht – spüre ich dem generationsübergreifenden Echo meiner mütterlichen Linie nach. Durch Bewegung, Stimme und materielle Überreste versuche ich zu verstehen, wie diese Erzählungen uns auf unterschiedliche Weise durchdringen und uns dennoch in gemeinsamen Affekten verbinden.
„Lo que se queda“ wird zu einer Methode des Nachspürens, um die subtilen und doch beständigen Wege der Erinnerung im Jetzt zu finden. Indem ich mit dem, was bleibt, arbeite, untersuche ich, wie sich diasporische Erfahrungen in den Alltag einschreiben und die persönliche Erinnerung zu einem Ort der Untersuchung, des Widerstands und der Neuinterpretation machen.

Credits:
Text, Kostüm und Performance: Daniela Hernández
Soundscape: Adriano Vinca
Gedichte: Daniela Hernandez Flores, Adriana Leticia Flores Juarez, Susana Juarez Tecpanecatl.

Daniela Hernández (MX/AT) (sie/ihr) ist eine mexikanische Tänzerin und Performerin mit einem Hintergrund in Physiotherapie und somatischer Arbeit. Ihre aktuelle Arbeit dreht sich um die Themen Identität und Migration, während sie die Demokratisierung der Kunst als Instrument für den sozialen Wandel erforscht. www.instagram.com/dan.flores.hdz

Nina Sandino (NI/AT) (sie/dey) ist Architekt:in und Bewegungskünstler:in aus Nicaragua. Deren Praxis konzentriert sich auf afro-indigenen queeren Futurismus und die Weitergabe von überliefertem Gemeinschaftswissen. Nina Sandino setzt sich für einen ganzheitlichen Widerstand ein, bei dem Ruhe, Vergnügen und Freude als radikale Mittel zur persönlichen und kollektiven Ermächtigung dienen. www.ninasandino.com

Sunanda Mesquita (IN/CH/AT) (they/them) ist in Wien lebende transdisziplinäre Künstler:in, Kurator:in und Ayurveda-Wellness-Praktiker:in aus Goa und der Schweiz. Mesquita studierte Kunstpädagogik sowie in der Klasse von Dorit Margreiter Choy an der Akademie der bildenden Künste Wien und gründete AMBi – space for intersectional art and wellbeing. www.decolonialkilljoy.com www.ambi-space.com